Freitag, 5. Oktober 2018
Antiziganismus – Kolonialismus – Neoliberalismus – Eine Analyse aus Sicht einer Selbstorganisation“
Im Rahmen des Vortages wird der Rassismus gegen Sinti und Roma als ein historisch gewachsener Rassismus gegenüber als archaisch markierten Menschen dargelegt. Es wird auf die Wechselwirkung und die Abgrenzung gegenüber dem Kolonialrassismus und auch gegenüber dem Antisemitismus eingegangen. Besondere Bedeutung hat der Rassismus gegenüber Sinti und Roma im Zusammenhang der Leistungsgesellschaft als Teil des Neoliberalismus. Mit der Finanzkrise hat sich der Rassismus gegenüber Roma in Osteuropa verstärkt. Nicht zuletzt ist diese Analyse wichtig, um daraus Rückschlüsse, Konzepte und Handlungen zu folgern. Das gilt insbesondere für eine Gesellschaft, die auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung beruht und somit auch für eine demokratische Stadtgesellschaft. Daraus ergibt sich insbesondere, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis umgesetzt werden müssen, obwohl diese Erkenntnisse oft als zu theoretisch diskreditiert werden.
Merfin Demir, 1980 als Sohn muslimischer Roma in Mazedonien geboren & geschäftsführender Vorsitzender von Terno Drom e.V. (www.ternodrom.de), der interkulturellen Roma-Jugendorganisation in Nordrhein-Westfalen. Seit 2016 ist er stellvertretender Vorsitzender des Beirates vom RomArchive (https://blog.romarchive.eu/) einem internationalen Projekt zum Aufbau eines digitales Archiv für die Künste und Kulturen der Sinti und Roma Europas.
Samstag, 06. Oktober 2018
„Lustig ist das Zigeunerleben“ – Das „Zigeunerbild“ in der Musik
In der deutschen Volksmusik wurde insbesondere im 20. Jahrhundert ein romantisierendes Bild von „Zigeuner_innen“ geprägt, welches sich tief in den Köpfen der Gesellschaft verankert hat. Aber auch heute, in Zeiten eines angeblich sensiblen Umganges mit der Thematik, lassen sich noch Negativbeispiele finden. Neben einer kleinen musikalischen Zeitreise und der Auseinandersetzung mit einzelnen Stücken soll auch der Frage nachgegangen werden, wieso solche Lieder noch immer erfolgreich sind und eine große Hörerschaft finden.
Silas Kropf (23) ist Sinto und engagiert sich seit über fünf Jahren ehrenamtlich und nebenberuflich im Themenfeld der Antiziganismussensibilisierung. Im Vorstand von Amaro Drom e.V. und als Mitbegründer der Queer Roma Initiative setzt er sich zudem für das Empowerment von Jugendlichen in der Minderheit ein.
Antiziganismus in Wissenschaft und Forschung
Der Workshop wirft einen Blick darauf, wie vermeintliche Expert*innen antiziganistische Stereotype aufgegriffen und als wissenschaftliche Tatsache dargestellt haben. Mit Hilfe einiger Textausschnitte werden wir uns dazu einen geschichtlichen Überblick erarbeiten und anhand von Beispielen diskutieren, in welchem Verhältnis die Forschung zum Gadjé-Rassismus in Staat und Gesellschaft steht.
Leila Seidel studiert Kulturwissenschaft und Gender-Studies in Marburg und ist im Bereich der diskriminierungssensiblen politischen Bildung aktiv. Sie beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem Themenkomplex Antiziganismus/ Gadjé-Rassismus, insbesondere mit dessen Geschichte und Aktualität in Deutschland sowie im Fach Ethnologie.
Was ist Antiziganismus/ Gadjé Rassismus? -Eine Einführung
Dieser Workshop möchte ein grundlegendes Verständnis von Antiziganismus / Gadjé Rassismus, als einen Rassismus der sich gegen Sinti_zze, Rom_nja, Kalé, Manouches etc. richtet und mit allgegenwertigen Stereotypen und Formen der Ausgrenzung und Abwertung einhergeht, vermitteln. Dabei wird ein Fokus auf die (Verfolgungs-) Geschichte von Sinti_zze und Rom_nja vom 15. Jahrhundert bis heute gelegt. Zudem werden zentrale Begrifflichkeiten gemeinsam diskutiert. Je nach Interesse der Teilnehmenden können im Anschluss unterschiedliche Themenbereiche, wie die Analyse und Dekonstruktion antiziganistischer Bilder oder eine Begriffsdiskussion um die verschiedenen Benennungen dieser Diskriminierungsform, bearbeitet werden.