Remember- Erinnerung muss gelebt werden

Das Netzwerk für Demokratie und Courage Saar e.V. ist nun seit über 18 Jahren in diskriminierungssensibler und rassismuskritischer Bildungsarbeit aktiv. Es bietet Bildungsangebote zur Auseinandersetzung mit menschenverachtenden Einstellungen an und ermutigt (junge) Menschen sich couragiert gegen eben diese Einstellungen und gegen extrem Rechte Positionen zu stellen. Es lädt ein zum Engagement für eine diskriminierungsfreie, solidarische Gesellschaft.

Die letzten 5 Jahre beschäftigten wir uns im Rahmen des von dem Bundesprogramm “Demokratie leben!” geförderten Modellprojekts „ZusammenWachsen- Vernetzung, Kooperation und Jugendbildung im Themenfeld Antiziganismus“ mit Antiziganismus/ Gadjé- Rassismus. In der Ausarbeitung und Durchführung verschiedener Bildungsangebote mit verschiedenen Schwerpunkten innerhalb des Themenfeldes, kamen wir immer wieder zu einem Punkt zurück: die Verfolgung während des Nationalsozialismus und die Nicht-Aufarbeitung dieser in den folgenden Jahrzehnten. Dies bezieht sich nicht nur auf Antiziganismus, sondern auch auf weitere menschenverachtende Einstellungen, wie Antisemitismus, LSBTIQ-Feindlichkeit, Rassismus, Chauvinismus und viele mehr. Es zeigen sich immer wieder Kontinuitäten in den Zuschreibungen, der mangelnden Aufarbeitung und der Auseinandersetzung mit Ideologien der Ungleichwertigkeit.

Des Weiteren wird in gesellschaftlichen Diskursen noch immer darum gerungen, wie Erinnerungspolitik gestaltet werden soll und was sie bedeutet. Geschichts-revisionistische Positionen, wie Gaulands vielfach zitierter „Vogelschiss der Geschichte“, oder Höckes „Denkmal der Schande“ stellen dabei nur die Spitze eines Angriffs der extremen Rechten auf erinnerungs- und gedenkpolitische Initiativen und Diskurse dar. Es geht mal wieder um die (Um-) Deutung der Geschichte des Nationalsozialismus und die Anerkennung als Betroffene und Opfer.

So entschlossen wir uns, die Auseinandersetzung mit Verfolgungsgeschichten während des Nationalsozialismus und ihre Auswirkung bis heute stärker in unsere Bildungsarbeit aufzunehmen. Daher freuen wir uns besonders dies nun im Rahmen unseres neuen, vo Bundesprogramm “Demokratie leben!” geförderten Modellprojekts „Remember- Erinnerung muss gelebt werden“ tun zu können.

In den nächsten 5 Jahren haben wir uns einiges vorgenommen. So möchten wir zum einen unseren Projekttag „We don’t give up the fight“, der sich mit Antiziganismus/ Gadjé-Rassismus beschäftigt überarbeiten, (junge) Teamer_innen für den Projekttag ausbilden und ihn an Schulen durchführen.

Außerdem wird ein Gedenkstättenseminar rund um das ehemalige Konzentrationslager Natzweiler-Struthof in Kooperation mit der DGB-Jugend Rheinland-Pfalz/ Saar und dem Bildungswerk Arbeit und Leben Saar e. V. konzipiert und durchgeführt.

Weiterhin werden wir einen Projekttag für weiterführende Schulen im und über das ehemalige Gestapo- Lager Neue Bremm erarbeiten und durchführen.

All diese Maßnahmen richten sich an weiterführende Schulen im Saarland und werden von (jungen) Erwachsenen durchgeführt, die für jede einzelne Maßnahme im Rahmen von mehrtägigen Seminaren qualifiziert werden.

Um auch weitere Zielgruppen zu erreichen, werden wir Abendveranstaltungen sowie ein jährlich stattfindendes Forum organisieren. Diese Veranstaltungen werden sich jedes Jahr einer anderen Gruppe Betroffener des Nationalsozialismus widmen. Dabei wird die jeweilige Verfolgung, als auch (Dis-)kontinuitäten der Diskriminierung bis heute beleuchtet und stets Austausch- und Vernetzungsangebote für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Diskriminierung ermöglicht.

Mit dem Projekt möchten wir folgendes erreichen:

  • verschiedene Opfergruppen des Nationalsozialismus sichtbar machen und neben ihrer Verfolgungsgeschichte ebenfalls aktuelle Formen der Diskriminierung ansprechen.
  • eine gesellschaftliche Sensibilisierung für den kaum bekannten Porajmos und eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Verfolgung von Sinti_zze und Rom_nja, sowie dem aktuellen Antiziganismus vorantreiben.
  • von (Antiziganismus) Betroffene anregen, sich als aktiven Teil des Diskurses zu begreifen und diesen mitzugestalten.
  • eine Wahrnehmung in und Sensibilisierung der Öffentlichkeit zu Phänomenen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit erreichen.

Wir, das NDC Saar, sind gespannt auf die nächsten 5 Jahre und freuen uns auf Eure/ Ihre Beteiligung.