Freitag, 6. Dezember 2019
Die Nicht-Aufarbeitung des Holocaust. Die Verfolgung der Sinti_zze und Rom_nja seit 1945 – Serce Öznarcicegi
Gadje-Rassismus ist kein Rassismus, der 1933 aufgekommen und mit dem Jahr 1945 geendet hat. Gadje-Rassismus zeigte sich in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands genauso wie er sich vor 1933 gezeigt hat. Der Vortrag behandelt im Speziellen die “zweite Verfolgung” nach dem Porajmos/Holocaust. Mit dieser Verfolgung wuchs jedoch auch die Stärke der Sinti_zze und Rom_nja. Dies zeigt sich in der Bürger_innenrechtsbewegung, die in den 1970er Jahren von Überlebenden des Porajmos, aber auch von ihren Nachfahren initiiert wurde. Diese Arbeit, ja dieser Aktivismus, wird heute von jüngeren Generationen weitergeführt. Dies zeigt sich beispielsweise in der feministischen Arbeit von jungen Romnja. Diese haben sich in feministischen Selbstorganisationen zusammengetan und empowern nach innen und klären nach außen auf. Gerade in der Empowerment-Arbeit liegt die Stärke. Die Referentin wird im Vortrag die Historie der “zweiten Verfolgung” behandeln, um dann auf die Bürger_innenrechtsarbeit und die Früchte dieser Arbeit einzugehen.
Samstag, 7. Dezember 2019
Antiziganismus, Arbeitsgesellschaft, Klassenverhältnis
Im ersten Teil (Referat) wird das Phänomen Antiziganismus im Kontext von neuzeitlichen Disziplinierungsprozessen und der Herausbildung der Arbeitsgesellschaft bis heute beleuchtet.Im zweiten Teil (Textlektüre) geht es dann um die Frage „Haben wir es mittlerweile (wieder) mit einer Klassengesellschaft zu tun?“ oder sind Degradierung, Ausgrenzung und Überflüssigkeit die entscheidenden Momente in der Bestimmung gegenwärtiger sozialer Ungleichheit, wenn „der Arbeitsgesellschaft die Arbeit ausgeht“? Und befindet sich Ottonormalbürger_in dann vielleicht nicht auch in mancherlei Hinsicht in einer klassischen „Zigeuner“position und will gerade dies aber nicht wahrhaben.
Roswitha Scholz: Dipl. Sozialpädagogin (FH); zweiter Bildungsweg; Studium der Soziologie, Pädagogik, Philosophie und anderen Fächern querbeet an der philosophischen Fakultät ; freie Publizistin; Publikationen in linken Zeitschriften/Sammelbänden; Buchpublikationen: Das Geschlecht des Kapitalismus. Feministische Theorie und die postmoderne Metamorphose des Patriarchats (2000/2011), Differenzen der Krise – Krise der Differenzen. Die neue Gesellschaftskritik im globalen Zeitalter und der Zusammenhang von „Rasse“, Klasse, Geschlecht und postmoderner Individualisierung (2005); Arbeitsschwerpunkte: Feministische Theorie und radikale gesellschaftliche Formkritik, Intersektionalität, Erkenntnistheorie, „Zeitgeist“.
Antiziganismus und Antisemitismus
Antiziganismus und Antisemitismus können als grundlegende Strukturelemente europäischer geprägter Dominanzkulturen verstanden werden. Beide Ressentiments prägen die europäische Geschichte seit Jahrhunderten. Für die nationalsozialistische Vernichtungspolitik gegenüber Jüdinnen_Juden einerseits und Sinti_ze und Rom_nja andererseits fungierten antisemitische und antiziganistische Ressentiments als ideologische Begründungmuster auf kollektiver und individueller Ebene. Mehr als genug Gründe sich diese beiden Phänomene zusammen anzuschauen. Im Workshop soll es um eine vergleichende Perspektive auf die Projektionen des Antiziganismus und des (insbesondere modernen) Antisemitismus gehen. Dazu sollen zentrale Elemente antiziganistischer wie antisemitischer Ideologie vorgestellt und analysiert werden, um Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Interaktionsverhältnisse herauszuarbeiten.
Markus End