Internationaler Roma-Tag 2016

Das Netzwerk für Demokratie und Courage Saar e. V. (NDC Saar) führt im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ das Modellprojekt „ZusammenWachsen: Vernetzung, Kooperation und Jugendbildung im Themenfeld Antiziganismus“ durch. Gefördert wird es aus Mitteln der Bundesregierung. In diesem Rahmen wird das NDC Saar eine Medienwerkstatt mit Jugendlichen ab 16 Jahren durchführen, sowie vom 18.8. – 21.8.2016 ein Forum in der Bildungsstätte der Arbeitskammer in Kirkel veranstalten.

 

„Der Blick auf die Nachkriegszeit in der BRD zeigt, dass Antiziganismus nach wie vor nicht an Aktualität verloren hat, sondern es noch immer wichtig ist sich mit dieser Diskriminierungsform auseinander zu setzen, Menschen darüber aufzuklären und solidarisch mit den Betroffenen zu sein, um ihr konsequent entgegentreten zu können. Mit dem Modellprojekt möchte das NDC Saar einen Beitrag dazu leisten“, so Mike Kirsch, Vorsitzender des NDC Saar e. V.

 

Vor 60 Jahren beschloss der Bundesgerichtshof (BGH) Entschädigungszahlungen an vor 1943 während des Nationalsozialismus verfolgte und in Konzentrationslager deportierte SintiZe und RomNja abzulehnen. Die Entscheidung wurde auf skandalöse Weise begründet. So wurde den Verfolgten abgesprochen, dass sie aus „rassischen“ Gründen verfolgt worden seien. Sie seien auf Grundlage eigenen Fehlverhaltens, wie Diebstahl, „Nicht-Achtung fremden Eigentums“ und einer „Neigung zur Kriminalität“ deportiert worden. Dieses antiziganistische Urteil berief sich in seiner Begründung auf ein Kriminalistiklehrbuch aus der NS-Zeit. Dieses Urteil bedeutete zum einen, dass SintiZe und RomNja Ansprüche auf Entschädigungszahlungen verwehrt wurden. Zum anderen verhinderte es eine Gedenk- und Erinnerungspolitik, die SintiZe und RomNja als Verfolgte und Getötete des Nationalsozialismus einschloss.Die Anerkennung als Verfolgte blieb bis 1982 aus.

 

Im Februar dieses Jahres distanzierte sich die Präsidentin des Bundesgerichtshof, Bettina Limperg, von dem damaligen Urteil und nannte es „unerträglich“. Die späte Anerkennung und Revidierung des Urteils waren wichtige Forderungen der BürgerInnenrechtsbewegung der SintiZe und RomNja und zeigen noch immer die Notwendigkeit einer starken Selbstorganisation auf.

 

Eine BürgerInnenrechtbewegung der SintiZe und RomNja gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch auf internationaler Ebene. Ein Meilenstein für diese stellt der Internationale Roma-Tag dar. Er erinnert an den ersten Internationalen Roma-Kongress, der 1971 in London stattfand. Die Delegierten sprachen sich dort für die Selbstbezeichnung Roma anstelle diskriminierender Fremdbezeichnungen aus. Außerdem einigten sie sich auf eine gemeinsame Flagge und Hymne.

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